Prolog
Am See. Der erste Tag schwimmen. Seltsam wie sich Konflikte und Harmonie ablösen und wechseln. Vieles scheint aneinander vorbei zu gehen, sei es auch anders gemeint. Es ist immer der Anspruch, die Idee da, alles perfekt zu machen, glatt und ruhig. Ich liege in der Sonne, bin eingeschlafen wieder aufgewacht.
Sonne, Licht, wenn ich die Augen aufmache liegt alles um mich in gleißendem Licht, taucht daraus auf. Der Tag ist glatt und vielleicht sinnlos, irgendwann ist diese Leere aufgetaucht, ist sie auch da wenn ich sie nicht bemerke? Soll ich hier weg gehen, etwas tun oder soll ich die Leere die die Sonne heute bringt als tiefste Wirklichkeit genießen und suchen?
Im Juni 2000
Über den Weiten
Heute morgen, noch halb im Schlaf, schon halb im Wachen, hat mich die Größe und die Gewalt des Gedankens erschreckt: mit dem Fahrrad heraus aus Europa, durch die gewaltige Landmasse Zentralasiens, durch China, Südostasien, in einem großen Bogen durch den Indischen Subkontinent, weiter nach Australien, nach Neuseeland, über den Pazifik zur Osterinsel, einem Ort jenseits aller Wege, vielleicht weiter nach Südamerika …
Was mich endlich zu diesem Gedanken, zu der Idee einer solchen Reise führt hat ist das Bedürfnis nach einer langen, arbeitsreichen Zeit und der sich anschließenden, fast angenehmen Leere des folgenden Winters, das Treiben in Wünschen und Möglichkeiten zu füllen. In dieser Zeit hebt sich der Gedanke der Reise, das Bedürfnis aufzubrechen, in Bewegung zu sein, gegen den beginnenden Tag, entgegen der aufgehenden Sonne nach Osten, neben vielen brennenden Ideen in einer besondern, intuitiven Eindeutigkeit, so dass sich nicht die Fragen und Gedanken an die Reise, aber jegliche Zweifel erübrigen.
Meine Wohnung, im Agnesviertel, in der Kölner Neustadt Nord, nicht sehr weit vom Stadtzentrum entfernt, liegt im Dachgeschoss eines Altbaus. Von ihren Fenstern aus eröffnen sich Blicke nach Süden, nach Norden und Westen. In den Sommertagen scheint die aufgehende Sonne früh morgens in die nach Norden gerichteten Fenster. Dort liegt der Kirchturm der Agneskirche. Die Kirchturmuhr, auf Augenhöhe der Fenster, ist mit der Zeit zu meiner großen Uhr geworden. Die untergehende Sonne wirft ihr Licht über den Gipfel einer in den zehn Jahren hier höher gewachsenen Platane durch die kleine Küche in den Flur. Fast alle anderen Gebäude vor mir sind niedriger. Hier ist überall Licht, über der Straße, über dem oft belebten Platz vor der Kirche, über den mehr oder weniger geschäftigen Menschen unten, anhand deren Gangart, Richtung und Zielstrebigkeit sich leicht Tageszeiten und Wochentage ablesen lassen, und auch über den Geräuschen, dem im einzelnen lauter werdenden Rauschen der Stadt.
Entgegen der Geräusche die das Geschehen von unten nach oben tragen, die Motoren der Autos und Motorräder, die vorbeiziehenden Sirenen der Feuerwehr, die Stimmen der Menschen auf dem Platz, das Klappern des Geschirrs im Restaurant gegenüber, scheint dieser Ort manchmal von einem größerem, fast kosmischen Raum tangiert zu werden, wenn es den Blick durch die Fenster nach Nord-Westen zieht, über eine gebirgige Dachlandschaft gespickt mit monolithischen Gipfeln von Schornsteinen, in die Weite, in das brechende Licht, abends.
An solchen Abenden scheint das Licht über den Weiten der Stadt alle Elemente zu repräsentieren. Wie im Licht symbolisch und auch ganz grundsätzlich, physikalisch und dualistisch, Weite enthalten ist, scheint dieser Ort hier, fast wie in einem Haus vor der Welt über den Dingen zu liegen.
Weit weg von der Stadt hat mich der sich öffnende Blick oft gerettet, wenn die Gegebenheiten des Alltäglichen den geistigen Bewegungsraum einengen oder wenn der Raum unten zu eng, zu dicht, zu schnell, zu laut geworden ist.
Immer öfter bemerke ich, dass es im näheren Radius keinen Ort mehr gibt der mir noch nicht bekannt ist, den ich nicht in Wiederholungen begangen, besehen, fotografiert habe. Ich bin an einen der letzten Orte meiner imaginären Kategorie „anschauen und dokumentieren“ gegangen, Sonntags nachmittags. Jetzt, hier, wird es deutlicher. Alle Plätze, Gebäude, Straßen, Brücken, Brachen, Parks, Viertel, Gegenden, die ich mir mit Neugierde und Interesse angeeignet und verinnerlicht habe, sind besetzt, überlagert, zu oft begangen, überschichtet von Geschehnissen, Erinnerungen, als hielten sie gegenüber mir unter der Last der Zeit den Atem an, als warteten sie damit Ideen und Ziele oder auch nur Gelassenheit zu reflektieren.
Ein Anachronismus, ein Lexikon sagt, das sei eine Verwechslung der Zeiten, die falsche zeitliche Einordnung von Dingen, Ereignissen, Handlungen. Die Stadt ist immer da. Durch die Maske des Begriffes betrachtet wird die Stadt selber zum Anachronismus. Die Stadt die ich kenne, in der ich schon oft herum gelaufen bin, suchend, schweigend, zielstrebig, redend, träumend, begeistert – jetzt gestreift von Treiben in einer diffusen Gegenwart, seltsam verzögert, als seien Menschen und Orte Synonym geworden, unscharf durch Überlagerungen ineinander gesackt, verschmolzen, obwohl auch jeder Mensch ein Ort ist.
Hier verbringe ich viel Zeit, tue die Dinge die mir oft genug entfernt scheinen, von etwas wesentlichem, von mir selbst und auch von wirklichen sozialen Notwendigkeiten, während viele um mich herum zum Teil selbst-referentiell-geschäftig, zum Teil nahezu sediert wirkend auf ihre Telefone blicken, getrieben oder gelassen, wichtige Geschehnisse rezipieren, deren Spuren zu Mustern addiert und sichtbar gemacht vielleicht wie die abstrakte Konstruktionen einer maschinenhaften Struktur in totaler Evidenz die Sensorik des Alltäglichen determinieren. Hier bleibt dann kein Raum mehr für Verwechslungen der Zeiten, alle Möglichkeiten der Vorstellung liegen in den Mustern und darin wird die den Atem anhaltende Stadt zu ihrem eigenen Fragment.
Was uns darin treibt. Das Erleben von Intensität scheint als Versprechen gegenüber der Gleichförmigkeit zu fungieren. Die rasende Suche nach immer neuen Bildern und Eindrücken, nach emotionalem Rauschen in unserer Gegenwart läßt permanent neue Varianten, neue Verdichtungen des Erlebbaren entstehen. Dieser Bedürfniskreislauf will keine Verlangsamung kennen, hat das Erleben selber, individualistisch wie kollektivistisch, in Produkte geformt, deren Konsum – hier schließt sich ein Kreis – selber die höchste Intensität verheißt, wenn nicht gar den höchsten Grad oder die tiefste Empfindung unserer Existenz. Aber den „Intensitätsgrad des Selbst in sich selbst“ zu betrachten, oder auch nur zu bemerken, dass dieser ganz unabhängig einem Äußerem, was uns treibt, eine eigene Größe annimmt, immer in den Gegensätzen von Intensität und Gleichförmigkeit – mir gefällt die Vorstellung, dass es das ist was mich zieht.
Und so treibt mich die Stadt aus sich heraus, ihre Geschwindigkeit ist mir zu schnell und das Hier und Jetzt, die Gegenwart, ist längst zu klein. Ich tue hier nicht mehr was ich tun könnte, vielleicht tun sollte, aber ganz sicher tun muss. Was zu tun ist, dieses Bild ist unscharf und verhangen. Als Differenz zum Evidenten empfinde ich das Tun und Handeln gleich der Vorstellung eines Ereignishorizontes in dem die Bewegung der Zeit gefangen ist. Ich bin, trotz der vielen Freunde hier, die ihren Ideen und Zielen folgen, vom Bewohner zum Gast geworden, zu einem Reisenden der auf der Durchreise stehen geblieben ist an einem langen Halt. Ich bin zu lange hier, will hier weg, ich will mich dabei aus eigener Kraft bewegen, mit meiner Geschwindigkeit.
Die Vektoren zeigten schon immer weg, am liebsten Richtung Unendlichkeit. Eine hiermit verknüpfte Empfindung ist es zu Verschwinden, los zu fahren am Ende eines Winters, in Richtung Osten mit einem unscharfen Gedankenbild an die zentralasiatische Landmasse, den größten aller Landschaftskörper, einen Raum dessen Weite vielleicht am stärksten von allen Landschaftsräumen geeignet ist einer räumlichen Unendlichkeit des Planeten zu begegnen.
Dort, hinter den Grenzen Europas, jenseits des schwarzen Meeres, noch weiter, vielleicht in der Steppe Kasachstans oder in der wogenden Graslandschaft der Mongolei, dort irgendwo könnte ich verschwinden.
Aus der Perspektive des Ortes – der Stadt – in der Gegenwart liegt das weg Sein jenseits des hier Seins. In der Bewegung der Reise liegt dann das Verschwinden vom Jetzt und Hier, das Verschwinden aus einer sich selbst reflektierenden, von impulsiver Intensität getragenen, totalen Gegenwart, auf dem Weg. Überall auf dem Weg will ich Spiegelbilder suchen, eine Gegenwärtigkeit in der sich die eigene innere geistig-intuitiv-emotionale Unendlichkeit gegenüber der äußeren, räumlichen Unendlichkeit des Planeten bildet und abbildet um dann ganz leicht zu reisen, etwas ahnungslos, aber mit Neugierde, mit Interesse, ohne Urteil betrachten was ist und vorsichtig versuchen es zu deuten. Das Bedürfnis nach Bewegung, den Raum, die Landschaft vor mir, die Menschen und Kulturen darin zu erfahren, bei Tag bei Nacht, jedem Wetter ausgesetzt, hierin liegt eine seltsame Kraft jenseits der Worte die sich vor jeder Reise verdichtet wie eine unbeantwortete Frage, eine Forderung die fast physisch zu spüren ist, die nicht nach Zufriedenheit sucht aber immer wieder beantwortet werden will. Das Denken gibt im gewohnten, unbewegten Zustand keine Gewissheit über die Übereinstimmung mit mir selbst. Bewegung meint dann nicht nur die physische Bewegung, auch eine mentale Bewegung die anders gerichtet ist als die Kreisbahnen des Alltäglichen, des Gewohnten, eine geistige Erweiterung. Hier kommt der Zeit wieder eine besondere Bedeutung zu. Die Reise soll lang werden. In der Reise ankommen heißt immer wieder aufbrechen und dabei eine Intuition für Kontakte und Kommunikation, für Momente des Verweilens zu finden und darin auch Ruhe, die dann in der Bewegung wie auch im Verweilen liegen mag.
Diese Gedankenkette ist natürlich eine Verdichtung. In Ihrem Ansatz liegt schon eine gegenteilige Ansicht begründet und natürlich hinterläßt die Stadt bei weitem nicht immer den oben geschilderten Eindruck. Aber mein Interesse an Neuem, Unbekanntem ist groß. Darin liegt schon lange das Bedürfnis den bekannten Wirkungsbereich, das Vertraute und Bekannte zu verlassen und die eigene Vorstellungswelt eben mit Fremdem und Unbekanntem, mit Neuem zu konfrontieren, an anderen Orten zu suchen. Der Satz von Karl Jaspers „Heimat ist da wo ich verstehe und wo ich verstanden werden“ erweitert den Begriff der Heimat in eine räumlich-geistige Konstellation, in der eine gewohnte Örtlichkeit kein primäres Merkmal von Heimat sein muss. Ein Ort des Verstehens könnte fast überall liegen. Dennoch, etwas herauszufinden, etwas herausfinden zu wollen, ist wohl immer erst mal ein Weg ins Unbekannte, auch ein Weg ins innere Unbekannte, in eine andere Sensorik als die des alltäglichen, gewohnten Lebens in unserer städtischen, westlichen Gesellschaft, in eine innere Gegenwart des Moments.
Der Versuch zu Verstehen, vor einer Handlung, vor der Reise, ist auch eine Maßlosigkeit gegenüber den Möglichkeiten des Verstehens. Als wollte ich eine mögliche Conclusio vorwegnehmen ohne die erste Frage gestellt zu haben. Der Dichter Rainer Maria Rilke schreibt: „Die Dinge sind nicht alle so faßbar und sagbar, als man uns meistens glauben machen möchte; die meisten Ereignisse sind unsagbar, vollziehen sich in einem Raume den nie ein Wort betreten hat, und unsagbarer als alle sind die Kunstwerke, geheimnisvolle Existenzen, deren Leben neben dem unseren, das vergeht, dauert.“
Hierin konfrontiert mich die Vorstellung der Reise mit meinen künstlerischen Arbeiten und Gedanken, die die Thematiken Raum, Zeit und Varianz der Erscheinung in eine abstrakte Wechselwirkung zum Menschen setzen. Mit dem Bedürfnis diese Gedankenbilder weiter zu entwickeln liegt in der Reise auch die Idee den abstrakt betrachteten Zusammenhängen in geschriebenen Berichten und Beobachtungen, vielleicht später auch in Erzählungen, eine konkretere Ebene hinzuzufügen. Hier stellen sich mir Fragen nach dem Umgang der menschlichen Gesellschaft und Kultur mit ihrem Lebensraum, nach dem Ineinandergreifen von Kultur und Natur, danach welchen Raum der Mensch der Natur noch einräumt und in welchem Maß – versucht man sich eine konstruierte Perspektive der Natur anzueignen – dies überhaupt relevant ist. Dieser Gedanke läßt sich – mit einigen hier übersprungen Zwischenschritten – weiterführen zu der Frage „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“ die der Philosoph Martin Heidegger als erste aller Fragen bezeichnet hat.
Es geht um Konfrontation: was ich erfahre werde ich weitergeben, einbringen. Ich will dies vollständig, präzise, konsequent, ohne Kompromisse, bis an die Grenze des Möglichen denken und empfindend tun. Das was ich dabei nicht weiß, nicht kenne, will ich suchen, versuchen zu erkennen, zu finden, zu erfahren.
Es geht nicht darum etwas vermeintlich Besonderes, einen Rekord, einen Superlativ zu suchen. Vierzigtausendfünfundsiebzig Kilometer und Siebzehn Meter, der Gedanke sich einmal um die Erde zu bewegen ist ja im Grunde schon eine Anmaßung. Die Konfrontation mit den naturgeschichtlichen Dimensionen der Landschaft, die wir erforschen können, denen wir aber ebenso ratlos gegenüber stehen wie kosmischen, physikalischen oder astronomischen Dimensionen, hierüber lassen sich Bezüge oder Verbindungen herstellen zwischen unserer eigenen, persönlichen Raum-Zeit, unserer Lebenszeit in der wir die Räumlichkeit unserer Planeten erfahren. Das ist neben dem Meer die größte physikalisch-dreidimensionale Räumlichkeit die uns zugänglich ist. Wir können zwar theoretisch, als Einzelne oder in kleinen Gruppen, in absehbaren Zeiten in eine erdnahe Umlaufbahn, eine Raumstation, zum Mond, vielleicht auch, etwas weniger absehbar, zum in seinem kleinsten Abstand etwa Vierundfünfzig Millionen Kilometer entfernten Nachbarplaneten Mars gelangen, aber was das bedeutet und ausmacht bleibt unscharf, eine Mutmaßung, eine vorweggenommene Interpretation. Hier, auf der Erde gibt es die Möglichkeit in der Natur, im Raum, deren kosmische Dimension zu erfahren, in dem ich mich in einer dem menschlichen Körper angemessenen Geschwindigkeit auf dem Erdboden bewege. So wie der Himmel nachts, mit den sichtbaren Planeten, Sternen, Galaxien die Vorstellung zuläßt, dass diese nicht nur leuchtende Punkte über mir sind, sondern vielmehr dass ich, wir, der Planet in etwas Größerem, Unendlicherem existieren, was sich auch in kleineren Maßstäben, den Jahreszeiten, ziehenden Wolken, im ganz alltäglichen zeigt.
Im Erkennen der Welt scheint auch ihr Verlust inne zu liegen, zumindest der Verlust ihrer Größe. Als ich weniger wußte erschien die Welt groß. Wie groß sie jetzt ist, das ist nicht zu sagen. Fast zu klein wenn ich mir vorstelle wie ich in Satellitenbildern jeden erdenklichen Punkt der Erde betrachten kann, in Sekunden Bilder und Berichte von mehr Orten als ich mir vorstellen kann zur Verfügung habe, und doch wieder schier unendlich, wenn ich an die Lebens- und Vorstellungswelten anderer Kulturen denke, die ich nie erleben und verstehen werde. Die vierzigtausendfünfundsiebzig Kilometer um die Erde sind in ihrer künstlichen, vermeintlichen Präzision eine absurde Distanz. Der oder das Meter, Urmeter, einst gedacht als der zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten, oder etwas verallgemeinert, wäre die Erde eine Kugel, auch der vierzigmillionste Teil des Äquators und heute, etwas genauer aber nicht unbedingt greifbarer, die Strecke die das Licht im zweihundertneunundneunzigmillionensiebenhundertzweiundneunzigtausendvierhundertachtundfünfzigzigsten
Teil einer Sekunde zurück legt, ist der Maßstab. Wieviele Fußlängen, Schritte oder Drehungen eines Rades sollen das sein und was machen diese Zahlen dann aus gegenüber den Empfindungen der Distanz im Raum und in der Bewegung einer Reise, in der die Wahrnehmung von Raum und Zeit pendelt, sich mit dem durchqueren eines Ortes, einer Gegend, einer Landschaft, eines Gebirges oder Meeres verändert, dehnt, zusammenzieht oder plötzlich, in einem Moment inne hält vor dem Unerwarteten?
Wir sind in diesen Raum hinein geworfen, unsere Existenz ereignet sich in diesem Raum, in dem wir uns drehen um die hellen Punkte, in denen sich die Materie zum Licht, zum Brennen verdichtet hat. Im Unterwegs sein mit sich, mit seiner Zeit und mit Anderen, um zu sehen was sich im fast menschenleeren Raum eröffnet, wie sich Leere auffaltet als Projektionsraum für Erfahrung und Verstehen, sich Unendlichkeit auflöst und verdichtet, sich zu greifbaren Orten ordnet und organisiert bis nur die Ideen konvulsiv kommunizierend, kristallin im neuen, alten Raum schweben um weiter zu gehen, bis die Dinge transzendent werden…
C.L., im brennenden Sommer 2018, vor der Reise
Anmerkungen:
Der erste Teil des 2006 erschienen Romans Gegen den Tag von Thomas Pynchon, der auch „zu Orten führt die auf keiner Landkarte zu finden sind“, heißt Das Licht über den Weiten.
In dem Roman Der Glückliche Tod von Albert Camus, der 1971 posthum erschienen ist, lebt der Protagonist Meursault für eine Zeit mit drei Freundinnen in einem Haus am Hang einer Bucht, das sie Das Haus vor der Welt nennen.
Tristan Garcia schreibt im Vorwort seines Buches Das intensive Leben von 2016 „Doch es gibt auch diesen geheimnisvollen „Intensitätsgrad des Selbst in sich selbst, der sich nicht auf die physische Erregung beschränken lässt. Dies ist das Gefühl, mehr oder weniger man selbst zu sein.“ (…)
Wann und wo es gesagt wurde oder in welchem Buch das Zitat von Carl Theodor Jaspers „Heimat ist da wo ich verstehe und wo ich verstanden werden“ veröffentlicht wurde habe ich nicht herausgefunden.
Die Worte von „… einem Raume den nie ein Wort betreten hat…“ von Rainer Maria Rilke sind auf der ersten Seite des Buches Briefe an einen jungen Dichter im ersten, am 17. Februar 1903 in Paris geschriebenen, Brief zu finden.
Martin Heidegger benennt in seiner am 24. Juli 1929 an der Freiburger Universität gehaltenen Antrittsvorlesung Was ist Metaphysik? die Frage Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts? als die erste aller Fragen.
Insbesondere möchte ich die 2004 und 2006 erschienen Bücher Geständnisse eines Touristen von Christoph Ransmayr und Berichte am Feuer von Insa Wilke mit Gesprächen, E-Mails und Telefonaten zum Werk von Christoph Ransmayr erwähnen. Viele der dort wiedergegebenen Gedanken machen ein Vorstellungswelt des Reisens und Schreibens sichtbar, der ich mich verbunden fühle.