Hier bin ich jetzt also. Erst mal für einen Monat. Ein kleines Haus mitten in einem Garten mit Kokospalmen, Bananen, Mangobäumen. Sechs Kilometer bis zum Strand. Eine Weile läßt es sich hier aushalten, denke ich mir.
Heute vor einem Jahr hat meine Reise in Köln begonnen. Ein Jahr unterwegs. An 366 Tagen bin ich durch 22 Länder gefahren, bisher 16.096 km.
Ein Jahr. Ist das ein Zeitraum nachdem man zurückblicken kann? In den letzten Wochen war meine Stimmung anders. Kaum ging der Blick zurück, vielmehr nach vorne, gegenwärtig, im Moment, in der Bewegung, gerichtet auf das was noch kommen soll.
Ab und zu taucht in meinen Notizen die Frage auf, was das sein mag, welche Überraschungen wohl noch auf dem Weg liegen werden. Wie schnell und auf welcher Art und Weise sich dann fast alles verändert, das ist wohl die eigentliche Überraschung.
Trotz oder wegen des Virus, der Blick zurück auf das Erlebte wirkt fast wie ein Spiegel, er wird zurückgeworfen, vom Erlebten, von den vielen Eindrücken, nach vorne, auf das was noch vor mir liegen könnte, obwohl es in diesem als zwangsläufig erscheinenden Zustand wohl erst mal keinen Sinn macht zu planen. Im Gegensatz dazu: hatte ich jemals so viel Zeit wie jetzt, hier?
In der Konsequenz wird der Ort hier zu einem Ort vor der Welt, der Zustand zu einem Urlaub von allem.
Aber wie ehrlich bin in dem was ich jetzt erzähle eigentlich? Habe ich vor der Reise nicht oft genug gedacht „alles muss langsamer werden“, war mir die Welt nicht viel „zu eng, zu dicht, zu schnell, zu laut“? Hat mir dabei nicht oft die Vorstellung gefallen, dass die Räder dieser Welt still stehen könnten? Eine Vorstellung fast wie ein Rachegedanke. Stillstand als Spiegel für unsere Selbstgefälligkeit, unsere Gier, unsere Trägheit, für Gewalt und Zerstörung? Dieser Gedanke wirkt schnell zynisch, wenn man daran denkt, wie schnell sich das Virus in den letzten Wochen ausgebreitet hat und mit welchen weltweiten, auch wirtschaftlichen Konsequenzen, zu rechen ist, wenn die Wechselwirkung aus Ausbreitung und Reaktion so fortsetzt.
So war das was jetzt wirklich passiert wohl denkbar aber gleichzeitig, innerhalb aller anderen denkbaren Vorstellungen, die mit der man doch lieber nicht rechnet…
C.L., Side Hill House, Ao Nang, Provinz Krabi, Thailand