Die Wohnung ist leer. Noch einmal ein Blick aus den Fenster in alle Himmelsrichtungen, dann schließe ich die Tür, gehe nach unten, bringe die Taschen am Fahrrad an und fahre vor die Agneskirche, die über zehn Jahre mein großes Gegenüber war.
An den Türmen vorbei ging der Blick in die Weite und manchmal hat das aus dem Boden der Stadt, aus der Erde in die Höhe strebende Bauwerk, meinen Blick symbolisch zur Mitte der Stadt zurück geworfen.
Unten, auf dem Neusser Platz, habe ich zurück geblickt, zu dem gelben Haus Neusser Straße 69, Ecke Ewaldistraße, Köln, Agnesviertel. Im Erdgeschoss die Ewaldi-Apotheke. Kein Eingang war dort zu finden, der Eintritt lag im Nachbarhaus, in der Ewaldistraße 30. Von dort ging es über ein erstes Treppenhaus, dann über einen Abzweig auf halber Höhe zum zweiten OG, um die Ecke und einige Stufen hinauf in ein weiteres Treppenhaus und weiter, über gewendelte Treppenläufe, nach oben unters Dach.
Hier, auf dem Platz vor der Kirche, das sonntägliche Treiben. Familien, einige ältere Leute, alle möglichen anderen Passanten.
Ich habe das Fahrrad vor das Portal gestellt und dem Geschehen vor einer Bank aus eine Weile zugeschaut. Fast ohne ein bestimmtes Gefühl, mehr leicht als schwer und fast gelassen feststellend, dass die Dinge so sind, wie ich mir wohl dachte dass sie kommen könnten.
Ich bin durch die Ewaldistraße an der Alten Feuerwache vorbei gefahren, über den Sudermanplatz durch die Unterführung zu den Park hinterm Mediapark, der mich an einen Ort „vor der Stadt“ erinnert, der eine Distanz zur Stadt zulässt. Nach einer kleinen Weile bin ich weitergefahren. Die Schwere des bepackten Fahrrades bringt eine tragende Langsamkeit mit sich, ein angenehmer Eindruck, der wohl an den kommenden Anstiegen und Bergen sein Gegenteil finden wird. Weiter zum Stadtgarten, durch den Grüngürtel am Aachener Weiher vorbei, Orte an denen ich mich tausend, wenn ich tausende Male aufgehalten habe…

Die Wohnung ist leer

Es ist Sonntag der 07. April, ein sonniger, schöner Frühlingstag. Ein Frühstück im Café Fleur. Einige Freunde kommen vorbei, manche sagen kurz hallo und ziehen weiter, einige bleiben und wir reden und trinken Kaffee, wie so oft schon. Eins, zwei Stunden vergehen. Langsam verdichtet sich die Situation. Die Intensität des es ist soweit ist schwer zu fassen, ein Bereich in dem Worte nur fragmentale Beschreibungen zulassen. Irgendwann will ich losfahren.
Sich verabschieden. Ich versuche mir jede Umarmung und jedes Wort, jede Geste und Emotion einzuprägen, ohne, dass ich mir vorher gesagt habe, dass ich den Abschied bewusst erleben will. Mit allen Freunde habe ich viele gute Zeiten verbracht, viele gute Gespräche geführt. Alle habe ich sehr gerne, die die heute vorbei gekommen sind und die die nicht kommen konnten.
Dann fahre ich los. Das ist nur ein Moment, schnell richtet sich der Blick nach vorne und ich bin unterwegs!