Wieder nach Thailand, eines der Länder die ich vor der Reise schon mal besucht habe. Wenige Gedanken habe ich mir zu Thailand gemacht, auf dem Weg liegen im Süden einige Nationalparks und endlich komme ich wieder ans Meer, werde an Stränden übernachten. Die Infrastruktur ist gut, es gibt Straßen mit Fahrradspuren, viele Restaurants, Café’s, Essensstände und Supermärkte entlang des Weges. Die Thais sind gelassen-freundlich, ein angenehmes Reiseland. Gleichzeitig dämmert am imaginären Horizont Australien. Im März will ich durch Thailand fahren, dann im April und Mai durch Malaysia und Sumatra und dann, Anfang Juni, nach Darwin und von dort nach Westaustralien, durch die Kimberly-Region, entlang der Westküste nach Perth und durch die Nullarbor-Plain. Westaustralien wird ein extremer Kontrast zu Südostasen sein, in Indonesien leben 125 Einwohner pro km², in Westaustralen 1,02, endlich wieder durch weite Landschaftsräume!
Der Weg von Pailin (noch in Kambodscha) über Chantaburi, Pattaya, Hua Hin, Chumpon, Ranong nach Ao Nang bei Krabi; Zeitraum: 11.03 – 27.03.2020; Strecke: 985 km.
Vor wenigen Tagen, am Grenzübergang von Laos nach Kambodscha, war das neue Corona-Virus noch kein Thema. Hier, bei Pailin, ist das anders. Es wird Fieber gemessen und eine Speichelprobe genommen, Gesichtsmasken werden verteilt und man muss ich registrieren. Das alles ist ganz gut organisiert, für mich es dauert nicht mehr als 20 Minuten und ich kann weiter fahren.
Aber ich merke immer deutlicher, dass sich etwas verändert. Noch in Angkor schien das Virus aus einer individuellen Sicht auch positive Aspekte zu haben, ein Gedanke, der an sich fast zynisch ist: es gab dort keine chinesischen Touristen, die sonst einen Großteil der Besucher ausmachen, mit dem Tagesticket konnte man die Anlage für zwei Tage besichtigen und die Hotelpreise in Siem Reap waren sehr günstig. Aber das Corona-Virus schien hauptsächlich ein chinesisches Problem zu sein…
Von Pailin aus bin durch die südwestlichen Provinzen Chanthaburi und Rayong nach Pattaya gefahren. Von dort, um Bangkok zu umgehen, mit eine Fähre über den Golf von Thailand nach Hua Hin. Das ist der Zeitpunkt an dem sich die Situation verändert, es wird langsam deutlich dass es nicht so weitergehen wird wie bisher. In den Reise-Netzwerken und Medien ist das Virus jetzt das Hauptthema und die weltweiten Einschränkungen beginnen. War das Thema für mich bisher im Hintergrund rückt es jetzt ins Zentrum. Es ist nicht mehr wegzudenken. Ich muss einen Umgang damit finden.
In Thailand wirkt die Situation aber weiterhin entspannt. Es ist ruhig, in den Orten auf dem Weg nach Süden sieht man nur wenige Touristen aber alles läuft wie üblich weiter. So wird der weitere Weg zu einem Gegensatz zu der medialen Präsenz dessen was weltweit als Reaktion aus das Virus passiert. Eine seltsame Ambivalenz, ich fahre entlang des Meeres, von Strand zu Strand, von Nationalpark zu Nationalpark, war es nie einfacher schöne Orte in der Natur zu finden. Man kann fast überall campen, die Local’s stört das nicht, alles wirkt gelassen…
Ein paar Tage bin ich mit Pax und Ross, einem Pärchen aus den USA, und Tobias, einem deutschen Radfahrer unterwegs. In Chumpon beschließen die Amerikaner, nach zwei Jahren durch Südamerika, Europa und Asien, nach Hause zu fliegen. Auch viele andere Radfahrer machen sich aus auf den Heimweg. Mittlerweile sind die Grenzen zu Malaysia und Indonesien geschlossen, damit auch viele Unterkünfte, international werden Flüge gestrichen, das öffentliche Leben wird vielerorts eingeschränkt. Es wird deutlich, dass das auch in Thailand auch so kommen wird, nur wie schnell und in welchem Umfang?
Wie verantwortlich ist es überhaupt in dieser Situation weiter zu reisen?
Die Reise zu unterbrechen und nach Deutschland zurück zu fliegen, das entzieht sich fast meiner Vorstellungskraft: Was kann ich dort jetzt tun? Was für ein Zustand wäre das? Was für eine Art zurückzukommen? An dem Tag an die Amerikaner entscheiden zurück zu fliegen verlängere ich mein Visum, was erstaunlicherweise völlig unproblematisch in einer halben Stunde erledigt ist. Von Chumpon aus fahre ich mit Tobias weiter über Ranong, an der Westküste und Richtung des Khan Sok National Park. Aber es ist klar, dass ich in absehbarer Zeit einen Ort brauche um dort abwarten zu können, bis sich die Situation bessert, verändert oder sich andere Möglichkeiten finden.
Dann geht alles sehr schnell. In Bangkok häufen sich die Corona-Fälle, am 24.03. wird bekannt gegeben, dass zum 26.03. der Notstand ausgerufen wird. Es bleibt unklar was das genau bedeutet aber die Stimmung wird sich auch hier verändern, in Bangkok werden Tempel, Museen und Restaurants geschlossen, Veranstaltungen werden abgesagt, es wird empfohlen zu Hause zu bleiben und nicht mehr zu Reisen. Gesichtsmasken tragen sowieso schon die meisten.
Ich mache mich auf den Weg nach Krabi einer touristischen Provinz mit entsprechender Infrastruktur. Dort habe ich mich mit Giulio, einem Radfahrer aus Deutschland, die ebenfalls erst mal hier bleiben will, verabredet. Ironischerweise ist Krabi-Town außerhalb Deutschlands nach Istanbul der erste Ort auf der Reise den ich schon mal besucht habe. Der Ort liegt an der Andamanessee in einer Landschaft aus Kalksteinfelsen mit malerischen Stränden. Hier sollte es möglich sein, ein Haus oder eine Wohnung zu finden…
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